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Wie lief's im Examen, Felix?

Ich habe das Vergnügen, euch heute im Basiskarten-Blog ein spannendes Interview mit Felix präsentieren zu können, der mit der Kombination aus Basiskarten und kommerziellem Repetitorium ein stattliches vb erzielt hat. Felix, herzlichen Glückwunsch zu deinem Erfolg und danke für die Einblicke in deinen Lernprozess!

 

 

© Bild: Pixabay

Hallo, Felix! Wie ist es gelaufen?

 

Es lief sehr gut! Im staatlichen Teil kam ich am Ende auf 9,9 Punkte. Damit hätte ich zu Beginn der Examensvorbereitung wirklich nicht gerechnet.

In welchem Semester bist du ins Examen gegangen? Wie lang war deine Examensvorbereitung insgesamt? Hast du abgeschichtet?


Mit der Examensvorbereitung hab ich im 8. Semester begonnen. Die ersten drei Klausuren habe ich dann Ende des 10. Semesters geschrieben (bei uns in Münster konnte man bisher noch abschichten). Im 11. Semester kamen dann die weiteren drei Klausuren und Anfang des 12. Semesters die mündliche Prüfung. Vom Beginn der Examensvorbereitung bis zur mündlichen Prüfung vergingen also 25 Monate.

 

Wie fandest du die Klausuren? Wie war dein Gefühl danach?

 

Die Klausuren waren insgesamt relativ fair. Inhaltlich war eigentlich nichts gänzlich Fremdes dabei. Nach den ersten drei Zivilrechtsklausuren hatte ich ein relativ gutes Gefühl, welches sich dann zum Glück auch bestätigte. In Öffrecht lief es dann vom Gefühl her eher so mittel. Vor allem nach der ersten Klausur (u.a. Europarecht) hatte ich wirklich kein gutes Gefühl. Die Strafrechtsklausur lief vom Gefühl her deutlich besser. Am Ende stellte sich heraus, dass meine Strafrechtsklausur schlechter als beide Öffrechtklausuren war. Das hat mir mal wieder gezeigt, dass man sich bei Jura-Klausuren häufig nicht auf sein Gefühl nach der Klausur verlassen kann :D

 

Wie würdest du deinen Wissensstand zu Beginn der Examensvorbereitung einschätzen?

 

Als ich nach 6 Semestern aus dem Schwerpunkt kam, habe ich schnell gemerkt, dass mein Grundwissen nicht mehr allzu groß ist. Um mit einem besseren Gefühl und weniger Druck ins (komerzielle) Rep zu gehen, habe ich mir überlegt, mich ein halbes Jahr auf das Rep vorzubereiten. Mag im ersten Moment komisch klingen, hat mir aber echt geholfen. Ich hatte vorher schon von Anki und den Basiskarten gehört. Nach kurzer Überlegung kaufte ich mir alle Stapel und versuchte so viele Karten wie möglich vor Beginn des Reps zu lernen. Dabei orientierte ich mich an dem Kursplan des Reps, sodass ich vor Beginn des jeweiligen Kursabschnittes bereits die jeweiligen Basiskarten gelernt hatte. Dadurch fiel mir sowohl die Mitarbeit im Kurs als auch die Nacharbeit deutlich leichter.


Wie hast du dich vorbereitet? Hast du ein Rep besucht? Mit welchen Mitteln hast du gelernt?


Wie bereits erwähnt, besuchte ich ein komerzielles Rep (Alpmann Schmidt). Diese Entscheidung habe ich insgesamt auch nicht bereut. Für mich war es einfach angenehmer, ein wenig an die Hand genommen zu werden. Wir haben alle Kursfälle (mit Lösungen und Übersichten) vorab ausgedruckt bekommen. Zudem erhielten wir zu fast allen Bereichen das passende Skript. Diese Materialien nutzte ich, um die Basiskarten zu ergänzen (teils in Anki, teils durch Word-Dokumente). Zudem habe ich mich wöchentlich mit meiner privaten AG getroffen und regelmäßig (aber längst nicht jede Woche) Probeklausuren geschrieben.

 

[Anmerkung Thomas: Obligatorischer Lesetipp an dieser Stelle: Basiskarten und Repetitorium – Passt das zusammen?]

 

Gab es besondere Hoch- oder Tiefpunkte in deiner Examensvorbereitung?

 

Ein Tiefpunkt war für mich sicherlich direkt der Beginn der Examensvorbereitung. Insbesondere die Frage, wie ich den ganzen Stoff am besten nacharbeite, hat mich gequält. In den Skripten und sonstigen Quellen steht einfach so viel drin, dass es mir zu Beginn echt schwer fiel mit der Nacharbeit. An dieser Stelle haben mir die Basiskarten aber sicherlich geholfen. Ich wusste immer, dass ich zumindest die Basics drauf hab, wenn ich die Karten vernünftig lerne. Der Rest war Zusatz. Dieser Gedanke hat mich häufig beruhigt :)


Wie bist du auf die Basiskarten aufmerksam geworden?

 

Vor der Examensvorbereitung habe ich viel im Internet recherchiert, um zu gucken, wie man sich am besten auf das Examen vorbereiten kann. Dabei bin ich irgendwann auf die Basiskarten und Anki gestoßen. Ich hatte zuvor selbst keine Karteikarten geschrieben und hab es mir nicht wirklich zugetraut. Daher kamen mir die fertigen Basiskarten von Thomas sehr gelegen. Nachdem ich zahlreiche Berichte auf diesem Blog gelesen hatte und den Teststapel ausprobiert hatte, war ich überzeugt.

Was unterscheidet die Basiskarten deiner Meinung nach von anderen Lernmitteln?

 

Ich kenne keine Quelle, die die Basics in Jura so gut vermittelt, wie die Basiskarten. Wie ich bereits erwähnte, ist die Fülle an Stoff einfach extrem groß. Dabei verliert man schnell mal den Blick für das Wesentliche. Meiner Meinung ist es wichtiger, weniger Stoff zu können, diesen aber dafür wirklich verinnerlicht zu haben. Und dafür sind die Basiskarten ideal. Ein großer Vorteil besteht zudem darin, dass die Karten inhaltlich einfach top sind. Sie vermitteln das Wissen auf eine verständliche Art und Weise, oftmals auch mit Hilfe von Fällen. Es gab nicht wenige Momente, in denen ein Problem in den Basiskarten aus meiner Sicht besser gelöst wurde als im Skript. Oft wird in anderen Quellen einfach zu viel geschrieben (zu viele Ansichten etc.). Dadurch wird es oft weniger verständlich und auch deutlich schwieriger sich zu merken.

 

Wie bist du mit neuen Stapeln umgegangen? Wie viele Karten hast du pro Tag neu gelernt?


Zunächst habe ich den neuen Stapel bei Anki "gedruckt", also in ein PDF gepackt. Dies hilft, um sich zunächst einen groben Überblick zu verschaffen. Danach habe ich mir dann eine Stunde Zeit genommen, um mir so viele Karten wie möglich einzuprägen. Das waren dann je nach Länge der Karten 10-20 Stück. Erst dann bin ich vom PDF weg und zurück zu Anki. Dort hab ich mich die Karten dann abfragen lassen. Insgesamt waren es zu Beginn dann so neue 30-40 Karten pro Tag. Mit Beginn des Reps bei Alpmann wurde es dann jedoch deutlich weniger und es gab Wochen, in denen ich gar keine neuen Karten gelernt habe.

 

[Anmerkung Thomas: Ihr könnt euch in Anki übrigens auch nur die neuen Karten für heute ausdrucken lassen. Den ganzen Stapel könnt ihr natürlich ebenfalls drucken – oder ihr öffnet einfach das bereits vorgedruckte PDF. Wenn ihr die Basiskarten nicht angepasst habt, gibt es da keinen Unterschied.]

Hast du irgendwelche besonderen Tipps zum Lernen der Basiskarten oder dem Umgang mit Anki?

 

Generell kann ich es nur empfehlen, den jeweiligen Stapel schon gelernt zu haben, bevor das jeweilige Thema im Rep drankommt. Dadurch wiederholt man das Gelernte und kann Neues deutlich besser aufnehmen. Zudem macht es auch einfach deutlich mehr Spaß!

Wie sah ein typischer Tag in der Examensvorbereitung für dich aus? Wie viele Tage hast du pro Woche gearbeitet?

An zwei Tagen in der Woche hatten wir 5 Stunden Kurs bei Alpmann. Den jeweiligen Nachmittag habe ich dann nur noch genutzt, um die Fälle aus dem Kurs nochmal durchzugehen und die fälligen Anki-Karten zu wiederholen. An den übrigen 3 Wochentagen habe ich mithilfe der Kursunterlagen und der Alpmann-Skripte versucht, das jeweilige Thema nachzuarbeiten. Entweder durch Ergänzen der Basiskarten oder durch das Erstellen eines Word-Dokuments (je nachdem wie umfassend die Basiskarten zu dem jeweiligen Thema waren). Zusätzlich habe ich auch an diesen Tagen die fälligen Karten wiederholt und wenn Zeit war, habe ich auch neue Karten gelernt.

Wie viele Stunden hast du pro Tag in der Regel „netto“ gelernt bzw. wie viele Pomodoro-Einheiten erledigt? Hat sich das im Laufe der Vorbereitungszeit verändert?

 

Netto waren es bei mir über weite Teile des Reps immer so 7 Stunden. Mir hat es geholfen, mir klare Zeiten zu setzen, um genau zu wissen, wann Feierabend ist. In den letzten Wochen vor den Klausuren oder der Mündlichen war es bestimmt auch mal mehr. Nach 18-19 Uhr habe ich aber so gut wie nie gelernt.

Wie viele Übungsklausuren hast du geschrieben?

Bei Alpmann wurde uns zu Beginn empfohlen ca. 60 Klausuren zu schreiben, bis man ins Examen geht. Diese habe ich jedoch bei Weitem nicht eingehalten. In Zivilrecht waren es 15-20, in Straf- und Öffrecht jeweils so 10. Das Schreiben von Klausuren ist sicherlich wichtig. Es zieht jedoch auch sehr viel Zeit. Da ich mich als relativ langsamen „Lerner“ beschreiben würde, war es mir wichtiger, den materiellen Stoff zu wiederholen.

Gibt es etwas, von dem du unbedingt abraten würdest? Oder vielleicht irgendwelche Standard-Tipps, die für dich gar nicht funktioniert haben?

 

Versucht euch während der Examensvorbereitung nicht zu sehr mit euren Kommilitonen zu vergleichen. Zu Beginn sollte man sicher auch mal mit den Kollegen sprechen, um den richtigen Weg für einen selbst herauszufinden. Generell würde ich aber versuchen, nicht allzu viel nach links und rechts zu gucken. Jeder geht mit der enormen Stoffmenge anders um. Mir ist das leider nicht immer geglückt und ich hab mich das ein oder andere Mal verunsichern lassen, wenn ich wieder hörte, wie Kollege XY den Stoff nacharbeitet, wie viele Klausuren er schreibt oder dass er gestern wieder bis 22 Uhr in der Bib war.

 

Was war für dich das Schwierigste an der Examensvorbereitung?

 

Ich habe mich sehr schwer damit getan, einen Weg zu finden, den ganzen Stoff nachzuarbeiten. Ich hab mir oft zu viel in die Word-Dokumente geschrieben. Es gibt so viele spezielle Probleme zu jedem Thema und es fiel mir schwer, diese einfach links liegen zu lassen. Um den Fokus für das Wichtigste nicht zu verlieren, haben mir die Basiskarten da ungemein geholfen.

 

Worauf kam es aus deiner Sicht im Examen letztlich besonders an?

 

Nach meinem Empfinden kommt es nicht darauf an, jedes Problem und jedes Detail perfekt zu können. Es sind vielmehr die Grundlagen (Schemata, Definitionen, etc.). Diese sollten richtig gut sitzen. In vielen meiner Examensklausuren kamen Themen, die mir in der Form noch nicht begegnet sind. Da ich jedoch das grundsätzliche Schema / Gerüst draufhatte, konnte ich mich in die Klausur hineinarbeiten. Es wird in den meisten Fällen einfach nicht verlangt, dass ihr die genaue Rechtsprechung oder ähnliches kennt.

 

Wenn du in der Zeit zurück zu deinem ersten Semester reisen könntest, welche Tipps würdest du deinem früheren Ich mitgeben?

 

Es wäre eine Riesen-Erleichterung gewesen, von Anfang an mit den Basiskarten die jeweiligen Themen im Semester nachzuarbeiten und stets zu wiederholen. Als ich nach dem Schwerpunkt vor der Examensvorbereitung stand, startete ich in vielen Bereichen gefühl bei null. Dies wäre vermutlich anders gelaufen, wenn ich von Anfang an die Basics wiederholt hätte. Ein weiterer Tipp liegt darin, dass ich versuchen würde, die ersten Semester lockerer und bewusster zu erleben. Ich hab mir auch in den ersten Semestern relativ viel Druck gemacht. So richtig wichtig wird es jedoch erst mit Beginn des Reps. Rückblickend würde ich versuchen das Studenleben in den ersten Semestern ein wenig mehr zu genießen.

 

Was steht als nächstes an und wird Anki dabei auch eine Rolle spielen?

 

Im Oktober werde ich voraussichtlich ins Referendariat starten können. Bis dahin werde ich 3 Tage die Woche als wissenschaftlicher Mitarbeiter in einer Kanzlei arbeiten.

 

Im Ref werde ich ganz bestimmt auch wieder auf Anki und die Basiskarten zurückgreifen. Den Stoff aus dem Ersten wird man auch dort gut gebrauchen können, sodass ich diesen mithilfe der Basiskarten immer wieder mal wiederholen werde. Zudem werde ich mir auch die Stapel von Thomas zum zweiten Staatsexamen angucken.

 

 

Felix, vielen Dank für das Interview!

👉 Tipp: Hier geht's weiter zum letzten Interview mit Thomas. Für allgemeines Feedback zu den Basiskarten klick hier.

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Kommentare: 3
  • #1

    Johanna (Donnerstag, 26 September 2024 17:05)

    Herzlichen Glückwunsch Felix!
    Kannst du erklären wie du das PDF Skript gelernt hast? Einfach oft durchgelesen und dich abgefragt? Danke im Voraus!

  • #2

    Felix (Donnerstag, 26 September 2024 19:34)

    Vielen Dank Johanna!
    Genau, ich hab mir die jeweilige Karte im PDF so lange angeguckt, bis ich das Gefühl hatte, das ich sie einigermaßen drauf habe. Dann bin ich zur nächsten Karte gegangen, usw. Das hab ich dann so 30-45 Minuten gemacht. Dann bin ich zu Anki gegangen. Dort kann man einstellen wie viele neue Karten man pro Tag lernen möchte (gibt meine ich auch ein Video von Thomas dazu). Und dort hab ich dann so viele Karten eingeben wie ich gerade auswendig gelernt habe, damit mich Anki auch nur so viele Karten abfragt. Dann hab ich mich diese Karten abfragen lassen und das ganze wieder von neu gestartet. Ich hatte das Gefühl, dass es besser klappt, wenn ich mir immer nur 30-45 Minuten lang neue Karten angucke, bis ich sie mich abfragen lasse.

    Hört sich wahrscheinlich sehr kompliziert an. Man kann es sicher genau so gut machen, wie Thomas es gesagt hat. Also einfach nur die neuen Karten für heute, statt des ganzen Stapels, ausdrucken lassen.

    Ich hoffe ich konnte dir ein wenig helfen und wünsch dir alles Gute auf deinem Weg :)

  • #3

    Johanna (Freitag, 27 September 2024)

    Super, danke für die Info!