Ich freue mich sehr, euch heute ein weiteres Mal die Erfahrungen eines erfolgreichen Absolventen präsentieren zu können. Diesmal von Jan, der in Saarbrücken studiert und sich mit Rep und Basiskarten erfolgreich auf sein erstes Staatsexamen vorbereitet hat. Herzlichen Glückwunsch zu dem starken Ergebnis und euch allen viel Freude beim Lesen!
Credits: Lachlan Ross
Hallo, Jan! Wie ist es gelaufen?
Es lief spitze! Im Durchschnitt habe ich 10,17 Punkte im Pflichtteil erreichen können.
Wie fandest du die Klausuren? Wie war dein Gefühl danach?
Die Klausuren waren anspruchsvoll, aber fair gestellt. Ich wusste meistens direkt, worum es geht, und konnte mir dann schon die Aufregung nehmen.
Bis auf in der Klausur im Verfassungsrecht hatte ich auch immer ein ganz gutes Gefühl. Dieses Gefühl hat sich dann auch in den Ergebnissen widergespiegelt.
Wie würdest du deinen Wissensstand zu Beginn der Examensvorbereitung einschätzen?
Zu Beginn der Examensvorbereitung hatte ich in jedem Rechtsgebiet Grundkenntnisse. Ich habe in Saarbrücken studiert. Dort haben wir das sogenannte "Saarbrücker Modell", wonach man nicht nur die Scheine macht, sondern auch nach jedem Semester Abschlussklausuren schreibt. Somit musste man sich zwangsweise mit einem Großteil des Stoffes bereits während des Studiums beschäftigen, sodass man im Vergleich zu anderen Bundesländern eventuell mit breiterem Vorwissen in die Examensvorbereitung starten kann.
Wie hast du dich vorbereitet? Hast du ein Rep besucht? Mit welchen Mitteln hast du gelernt?
Zunächst habe ich ein Jahr ein kommerzielles Repetitorium besucht. Mein Ziel war es, nach einem bis anderthalb Jahren ins Examen zu gehen. Letzten Endes sind zwei Jahre daraus geworden, weil ich bis zur Entdeckung von Anki mit der Lernmethode gehadert habe, um Definitionen und wichtige Streitstände lang im Kopf zu behalten.
Als Lernmittel haben mir hauptsächlich die Basiskarten gedient. Diese habe ich vereinzelt angereichert mit Wissen aus dem Repetitorium und den Unterlagen, die wir dort bekommen haben. Ansonsten habe ich zu Themen auch mal auf beck-online oder allgemein im Internet recherchiert.
[Anmerkung Thomas: Definitionen und Streitstände können auf jeden Fall auch mit Anki gelernt werden. Es ist allerdings ein verbreiteter Irrtum, dass Anki primär oder sogar ausschließlich für diese Art von Wissen geeignet ist. ☝ Beispiel Basiskarten: Diese enthalten zwar auch die wichtigsten Definitionen und Streitstände. Den Großteil dürften aber Normalfälle, systematisches Wissen etc. ausmachen. Bei Interesse an dem Thema siehe: Lernapotheke, S. 27 ff., Kapitel: Welchen Stoff gebe ich überhaupt in Anki ein?]
Wie bist du auf die Basiskarten aufmerksam geworden?
Ich bin auf sie aufmerksam geworden, als ich über effektives juristisches Lernen recherchiert habe. Dabei bin ich auf deine Website gestoßen und dann habe ich mir Anki sowie die Jura-Vorlagen heruntergeladen. Als ich irgendwann mit meinen eigenen Karteikarten und meiner Lernmethode nicht zufrieden war, dachte ich mir: "Sei es drum!" Die Leute in deinem Blog und den Rezensionen haben so sehr von den Karten geschwärmt, dass ich sie letztlich auch gekauft habe.
Was unterscheidet die Basiskarten deiner Meinung nach von anderen Lernmitteln?
Die Basiskarten haben den großen Vorteil, dass sie das wirklich wichtige Wissen prägnant und kurz vermitteln. Man bekommt das, was man braucht, um auch unbekannte Fälle vertretbar zu lösen.
Lehrbücher sind so aufgebläht, dass man meint, man müsse alle Probleme, die dort erwähnt sein, kennen. Als Student fällt es schwer, hier wichtig von unwichtig zu separieren und nicht das Wesentliche aus den Augen zu verlieren.
Von Hand geschriebene Karteikarten lassen sich nicht mehr gut ergänzen oder ändern, außerdem verbraucht das Schreiben eigener (guter!) Karteikarten unfassbar viel Zeit.
Des Weiteren finde ich das Forum (unter Verbesserungsvorschläge) unfassbar hilfreich. Hier kann man sich kritisch zu Karteikarteninhalten äußern und Fragen stellen oder auch anderen weiterhelfen, wenn sie etwas nicht verstanden haben. Sich hier mit anderen zu juristischen Problemen auszutauschen hilft, die Materie selbst nochmal besser zu verstehen und nachzuvollziehen.
In welchem Bereich haben dir die Basiskarten am meisten geholfen?
Ich hatte im Sachenrecht (vor allem im Immobiliarsachenrecht) immer enorme Wissenslücken und dementsprechend massiven Respekt vor dem Rechtsgebiet. Diese Wissenslücken konnten durch die vielfältigen kleinen Fallgestaltungen im Sachenrecht zufriedenstellend geschlossen werden. Letztlich war meine beste Klausur im Staatsexamen auch hauptsächlich im Sachenrecht angesiedelt (15 Punkte!).
Wie bist du mit neuen Stapeln umgegangen? Wie viele Karten hast du pro Tag neu gelernt?
Da bin ich einen absoluten Sonderweg gegangen. Ich habe die Basiskarten viereinhalb Monate vor den schriftlichen Prüfungen gekauft. Um also alle Karten durch zu bekommen, musste ich ein enormes Tempo einlegen, das war mir von Anfang an klar.
Folglich hatte ich 100 Karten am Tag als Ziel. Je nach Rechtsgebiet habe ich mal mehr, mal weniger geschafft. Kurz vor der ersten schriftlichen Prüfung war ich dann durch, wobei ich die Rechtsgebiete nach Wichtigkeit priorisiert habe (bspw. HGB, Gesellschaftsrecht und Arbeitsrecht am Schluss).
Macht das bitte nicht nach! 😂
Hast du irgendwelche besonderen Tipps zum Lernen der Basiskarten oder dem Umgang mit Anki?
Wenn genügend Zeit bis zum Examen habt, macht es nicht wie ich, sondern, lernt pro Tag 20-30 Karteikarten und lest euch auch die Zusatzhinweise, die nicht unbedingt gekonnt werden müssen, durch.
Wenn ihr eigene Karteikarten ergänzt (z.B. zum Kommunalrecht oder Staatshaftungrecht), richtet euch als Vorbild nach den Basiskarten. Das heißt: wenig Information/Abfrage auf eine Karteikarte. Eine Notiz darf ruhig umfangreicher sein, wenn sie möglichst kleinteilig abgefragt wird.
Nutzt die von Thomas erstellten Notiztypen, denn sie sind Gold wert!
Wie sah ein typischer Tag in der Examensvorbereitung für dich aus? Wie viele Tage hast du pro Woche gearbeitet?
Um 8 Uhr bin ich aufgestanden, um 9 Uhr ging es los mit dem Lernen. Ich habe zuhause gelernt und nicht in der Bibliothek.
Meine Lerneinheiten waren auf 4 x 90 Minuten aufgeteilt. Zwischen erster und zweiter sowie dritter und vierter Einheit lagen 20 Minuten Pause, zwischen zweiter und dritter Einheit lag eine Stunde Pause.
Einen Monat vor dem Examen habe ich nach Bedarf auch mal noch eine fünfte Einheit angehängt. Danach war aber Schluss. Für den Rest vom Tag war Entspannung angesagt und dieser stand zur freien Verfügung.
Zuerst alle fälligen Karten wiederholt. Erst danach wurden neue Karten gelernt.
Ich habe von Montag-Samstag gelernt, sonntags habe ich nur die fälligen Karteikarten wiederholt.
Wie viele Übungsklausuren hast du geschrieben?
Das sollten maximal 15-20 gewesen sein. Als ich die Basiskarten hatte, habe ich gar keine mehr geschrieben, weil das sonst nicht hingehauen hätte.
Gibt es sonst noch Tipps, von denen du besonders profitiert hast und die du weitergeben möchtest?
Nie ohne Fallbezug lernen. Das macht es zum einen leichter zu verstehen, was man hier überhaupt lernt und wann es relevant ist.
Gibt es umgekehrt etwas, von dem du unbedingt abraten würdest? Oder vielleicht irgendwelche Standard-Tipps, die für dich gar nicht funktioniert haben?
Viele Professoren suggerieren, dass man Lehrbücher lesen sollte und dass Skripte nicht gut seien. Das trifft meines Erachtens nicht zu. Das stumpfe Lesen von Lehrbüchern bringt nichts. Skripte sind verständlicher formuliert und bringen den Inhalt mehr auf den Punkt. Möchte man dann noch vertiefen, kann man auf ein Lehrbuch zurückgreifen.
Kauft euch Lehrbücher nicht, sondern schaut in der Bibliothek rein. An meiner Uni kann man eine Vielzahl von Lehrbüchern auch per VPN von zuhause aus lesen und downloaden. Spart euch das Geld!
Was ich letztlich gar nicht genutzt habe, sind die von Thomas ausgedachten komplizierten Merkwörter (Standard-Merkwörter wie z.B. "ABBA" bei der Abtretung habe ich natürlich genutzt). Ich habe hier im Blog allerdings schon von so vielen Leuten gelesen, denen das sehr viel gebracht hat. Für mich war das nicht die richtige Methode, weshalb ich diese Karten immer ausgesetzt habe. Also nicht verzagen, wenn das bei euch auch nicht klappt! 😃
Worauf kam es aus deiner Sicht im Examen letztlich besonders an?
Es kam am Ende darauf an, die einfachen Sachen richtig zu machen und mit Problembewusstsein an die Sache heranzugehen. Man sollte die Systematik eines Rechtgebiets erfasst haben und die wichtigen Definitionen parat haben.
An Streitständen sollte man die Klassiker drauf haben, ansonsten kann man unbekannte Probleme mit den juristischen Auslegungsmethoden bearbeiten und hier zu vertretbaren Lösungen kommen.
Wenn du in der Zeit zurück zu deinem ersten Semester reisen könntest, welche Tipps würdest du deinem früheren Ich mitgeben?
Dass es sich sofort Anki samt Basiskarten downloaden soll! Ich stelle mir da nur vor, wie viel entspannter das gesamte Studium gewesen wäre, wenn ich von Anfang an so gelernt hätte, dass ich das Wissen in jeder Situation abrufen kann. In meiner Examensvorbereitung hätte ich dann tiefergehender in Rechtsgebiete eintauchen können und vor allem mehr Übungsklausuren schreiben können. Ich glaube, gerade die Übungsklausuren wären ein Faktor gewesen, mit dem ich nochmal etwas "mehr" rausholen hätte können.
Was steht als nächstes an und wird Anki dabei auch eine Rolle spielen?
Im März habe ich mit dem Referendariat begonnen. Ich habe den untypischen Weg gewählt und zuerst den Schwerpunkt absolviert.
Anki und die Basiskarten werden zur Wiederholung des materiellen Rechts sowie zur Vorbereitung auf das zweite Staatsexamen selbstverständlich die zentrale Rolle spielen. Deine Stapel zum zweiten Examen sind bereits gekauft. Darüber hinaus werde ich für die von dir noch nicht abgedeckten Gebiete eigene Karteikarten nach dem Vorbild der Basiskarten erstellen.
Jan, vielen Dank für das Interview und viel Erfolg im Ref!
👉 Tipp: Hier geht's weiter zum letzten Interview mit Lukas. Für allgemeines Feedback zu den Basiskarten klick hier.
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Jan (Montag, 06 Mai 2024 19:58)
Noch eine Ergänzung zu meinen Ausführungen zu den Merkwörtern:
Ich habe gemerkt, dass es auch bei mir mit den Merkwörtern klappt, wenn ich mir eigene Merkwörter erstelle statt die „vorgefertigten“ zu verwenden, .
Also sollte man zunächst versuchen, eigene Merkwörter zu erfinden, bevor man diese Methode aufgibt!
Liebe Grüße
Jan
Richard (Montag, 24 Juni 2024 17:14)
Das Bild von Jan ist sehr niedlich!