Dieses Jahr sind ein paar interessante Publikationen zu Anki erschienen. Zeit für einen Überblick!
Der kürzeste Beitrag zuerst: Ich wurde gebeten, im Beckschen Studienführer (WS 23/24) eine Einführung in die Arbeit mit Anki zu geben. Mein Beitrag richtet sich vor allem an diejenigen, die vielleicht mal von Anki gehört, aber noch nicht verstanden haben, welche besonderen Chancen dieses Programm für unser Fach eigentlich bietet, und die sich fragen, wie sie einen möglichst bequemen Einstieg in die schwer überschaubare Anki-Welt finden. Um den Text zu lesen, blättert auf S. 46.
Wesentlich detaillierter ist der Beitrag von Alexander Kratz in der JURA 2023, 1154 mit dem Titel: Digitalisiertes juristisches Lernen: Wiederholung und Wissensstrukturierung, den ich euch ebenfalls dringend empfehlen kann. Es gibt darin einige Sätze, die man sich rot anstreichen sollte:
Der Prüfungsmodus der juristischen Staatsexamina erfordert eine Lernstrategie, die den Faktor Vergessen zentral berücksichtigt. Wiederholungssoftware ermöglicht die zuverlässige Verankerung juristischen Wissens im Langzeitgedächtnis und ist herkömmlichen Wiederholungsmethoden konzeptionell überlegen. Dementsprechend entwickelt sie sich derzeit für immer mehr Studierende zu einem zentralen Lerninstrument der Examensvorbereitung. Das transformative Potential geht dabei mit neuartigen Herausforderungen für die Lernroutine einher, die Studierende mithilfe dieses Beitrags antizipieren können.
Aufgrund der Ähnlichkeit mit herkömmlichen Karteikarten erschließt sich das Transformationspotential der Software erst auf den zweiten Blick, steht jedoch der Umstellung von analogem Hängeregister auf computergestützte Dateiverwaltung in nichts nach. Die Software ermöglicht die präzise, automatisierte und zuverlässige Abfrage der Flut juristischen Examenswissens.
Wer gerade überlegt, wie er sich am besten auf das Examen – oder auch nur die nächste Klausur – vorbereitet, wird ganz bestimmt von den Erfahrungen des Autors profitieren. Besonders gefreut hat mich übrigens, dass in dem Beitrag auch mein Aufsatz von 2014 in der JurPC ausgiebig zitiert wird.
Schließlich ein Blick über den Tellerrand zu den Medizinern: Gilbert et al. veröffentlichten eine Kohortenstudie zur Nutzung von Anki unter Medizin-Studenten mit dem Titel: A Cohort Study Assessing the Impact of Anki as a Spaced Repetition Tool on Academic Performance in Medical School
Results
78 students reported using Anki for at least one of the exams, and 52 students did not use Anki for any exam. Anki users scored signifcantly higher across all four exams: Course I (6.4%; p<0.001); Course II (6.2%; p=0.002); Course III (7.0%; p=0.002); and CBSE (12.9%; p=0.003). Students who reported higher dependency on Anki for studying performed significantly better on the Course I, II, and CBSE exams.
Interessant, interessant!
Ich hoffe, ihr habt bereits alle Weihnachtsgeschenke beisammen. Es gibt noch einen weiteren lang ersehnten Beitrag, den ich hoffentlich noch vor Weihnachten veröffentlichen werde, deshalb verzichte ich vorerst noch auf die Weihnachtsgrüße.
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Hugo (Mittwoch, 20 Dezember 2023 11:09)
Den Beitrag von Kratz hab ich vor einigen Wochen ebenfalls mit Freude gelesen. Anki-Skeptiker im Studium gibt es ja immer wieder und auf diesen (aktuellen) Aufsatz lässt sich gut verweisen :).
Der Kampf gegen das Vergessen, besonders im Jurastudium, wird leider kaum thematisiert obwohl dies (für mich zumindest) entscheidend ist um erfolgreich Klausuren zu schreiben. Es wäre schön die Unis vorallem den Erstsemestern diese Problematik vermitteln. Das Studium ist ein Sprint und kein Marathon. Wer sich von der einen Zwischenprüfungsklausur zur nächsten entlanghangelt und Bullimielernen betreibt, fehlt der Antrieb und der Überblick um es in die Ziellinie (Examen) zu schaffen.