Die Natur meines Unternehmens bringt es mit sich, dass ich mit den meisten von euch nur Kontakt über E-Mail habe. Nils ist einer der wenigen, mit denen sich ein engerer Austausch ergeben hat, auch weil er sich selbst ebenfalls für Themen wie Produktivität und effizientes Lernen interessiert. Dass er dann auch noch derart gut abgeschnitten hat, erfüllt mich mit Stolz. Nils, dir noch einmal herzlichen Glückwunsch zu diesem hervorragenden Ergebnis, und euch viel Spaß beim Lesen!
Hallo, Nils! Wie ist es gelaufen?
Hallo Thomas, letztendlich ist es super gelaufen. Ich konnte staatlich 10,83 Punkte erzielen und komme mit meinem Schwerpunkt auf
11,42 Punkte insgesamt. Aus den Klausuren im Staatsteil bin ich sogar als Durchgangsbester herausgegangen. Nach der Mündlichen im Staatsteil war ich etwas unzufrieden, da ich gerne auf ein "gut"
gekommen wäre, mittlerweile habe ich das aber hinter mir gelassen.
In welchem Semester bist du ins Examen gegangen? Wie lang war deine Examensvorbereitung insgesamt?
Ich habe die Klausuren am Ende meines
11. Semesters im Februar 2022 geschrieben. Begonnen habe ich meine Vorbereitung bereits Ende 2019. Ich habe also etwas über 2 Jahre gebraucht (bedingt durch Inselwissen aus dem Studium und die Corona
Zeit). Auch habe ich zwischen den Klausuren und der Mündlichen des Staatsteil meine Schwerpunkthausarbeit geschrieben.
Wie fandest du die Klausuren? Wie war dein Gefühl danach?
Die erste Klausur war Strafrecht, nach welcher ich dann auf dem Nachhauseweg realisieren durfte, dass ich den Rücktritt vom Versuch vergessen hatte. Das hat mich dann an dem Tag ziemlich runtergezogen und ich wusste, die Klausur wird maximal 4 Punkte (es wurden dann 3). Die Klausuren in den anderen Rechtsgebieten liefen dann aber gut bis sehr gut, obwohl es doch exotischere Fälle waren. Letztendlich lag mein Gefühl bezüglich der Note bei 5 von 6 Klausuren richtig. Ich fand die Klausuren insgesamt gut machbar, was im Nachhinein aber immer leicht zu sagen ist.
Wie würdest du deinen Wissensstand zu Beginn der Examensvorbereitung einschätzen?
Grauenhaft. Ich habe sehr wenig im Studium gemacht und mich eher von Klausur zu Klausur gehangelt. Das hat notentechnisch zwar funktioniert, war jedoch ein erheblicher Nachteil mit Blick auf das Examen. Ich musste z.B. BGB AT von vorne bis hinten neu lernen, weil ich keine Vorkenntnisse hatte.
Wie hast du dich vorbereitet? Hast du ein Rep besucht? Mit welchen Mitteln hast du gelernt?
Ich habe mich alleine ohne Rep (auch
nicht UniRep) vorbereitet. Ich hatte lediglich zwei Freunde die sich auch für ein Selbststudium entschieden haben und wir haben uns stets gemeinsam verabredet zum lernen, während Corona dann online.
Ich habe Anki und die Basiskarten genutzt um das gelernte Wissen zu behalten. Parallel hab ich Skripte/Lehrbücher durchgearbeitet und eigene Karten hinzugefügt. So habe ich sichergestellt, dass ich
den ganzen Stoff einmal von vorne bis hinten durchgearbeitet habe. Sonst habe ich nur Probeklausuren geschrieben und 1-2 mal die Woche eine Lösungsskizze für einen Fall gemacht.
Wie viele eigene Karten hast du erstellt? Kam etwas davon dran?
Ich habe über 10.000 Karten in meiner
Kartenverwaltung, also ein paar tausend selbst erstellt. Das lag an meiner Sorge, dass genau dieses Problem oder dieses Teilgebiet vertieft im Examen abgefragt werden könnte. Tatsächlich kam davon
praktisch nichts dran. Lediglich zur Grundschuld waren ein paar Karten von mir hilfreich im Examen. Die Summe der Karten hatte jedoch einen Vorteil: Ich war mir sicher, dass ich nehazu alles
vollständig gelernt habe und mich kaum etwas überraschen kann.
Gab es besondere Hoch- oder Tiefpunkte in deiner Examensvorbereitung?
Durch die Corona Zeit, welche kurz nach meinem Start in der Examensvorbereitung eingesetzt hat, hing ein Dauertief in der Luft. Die Bibliothek hatte lange Zeit zu und war immer nur für kurze Phasen offen. Das ständige Lernen aus dem Home Office wurde dann auch für mich anstrengend. Ich bin dankbar für meine Lerngruppe in der Zeit. Und dann kamen ca. 8 Monate vor dem Examen Schmerzen in beiden Händen dazu, welche mir das Tippen und Schreiben zunächst unmöglich machten. Bis heute habe ich damit zu tun und es handelt sich wohl um ein RSI-Syndrom.
Wann und wie bist du auf meine Arbeit aufmerksam geworden?
Ich habe mich zu Beginn meiner
Examensvorbereitung gefragt, wie man effektiv und effizient lernt. Um dies zu beantworten habe ich dann jeden Aufsatz seit 1990 zum Thema Lernen in juristischen Zeitschriften gelesen. Jedoch hat
keiner davon mehr vermittelt als bereits durch das Studium bekannt (z.B. "Lerngruppen bilden"). Die einzige Ausnahme ist bis heute Lammers,
JuS 2015, 289 und dein jurPC-Aufsatz. Auch habe ich klassische
juristische Bücher zum Thema Examensvorbereitung gelesen, war aber entäuscht genau das Gleiche wie bei den Aufsätzen vorzufinden (Ausnahme natürlich die Lernapotheke). Ich bin dann bei Youtube
zufällig über ein Video gestoßen, welches ein paar Studien zum Thema "active recall" und "spacing effect" vorgestellt und Anki als praktische Umsetzung vorgeschlagen hat. Nach kurzer Recherche bin
ich dann auf die Basiskarten gestoßen (zum Glück). Ich hab mir dann damals eine Lernberatung bei dir gebucht und so haben wir uns das erste Mal kennen gelernt. The rest is history.
Was unterscheidet die Basiskarten deiner Meinung nach von anderen Lernmitteln?
Die Basiskarten konzentrieren sich auf
das wichtigste Grundwissen (Paretoprinzip) welches man benötigt um in das Examen zu gehen. Sie nutzen zudem, anders als viele andere Lernmittel, ein evidenzbasiertes System. Ich wusste, sobald ich
das Wissen in Anki eingetragen hatte bzw. die Basiskarten zu dem Thema vorhanden waren, dass ich mich um nichts mehr kümmern musste, außer meine täglichen Wiederholungen zu machen. Anki hat mir
dadurch ein enormes Gefühl an Sicherheit gegeben.
Wie bist du mit neuen Stapeln umgegangen? Wie viele Karten hast du pro Tag neu gelernt?
Ich habe immer ein Teilrechtsgebiet am
Stück bearbeitet (z.B. BGB AT) und dann ca. 20-30 neue Karten gelernt. Gegen Ende der Vorbereitung wenn die Zeit eng wurde sind es dann aber auch mal 50 neue Karten pro Tag geworden.
Wie sah ein typischer Tag in der Examensvorbereitung für dich aus? Wie viele Tage hast du pro Woche
gearbeitet?
Meist ging es zwischen 8 und 9 Uhr los.
Ich habe immer zu Beginn die fälligen Karten abgearbeitet, was in der Regel zwischen 1-2h gedauert hat. Dann habe ich meist eine Examensklausur zur Hand genommen und für 90 min eine Lösungsskizze
erstellt. Danach ging es meist schon in die Mittagspause für 2h (Essen, Spazieren und Non Sleep Deep Rest Protokoll). Dann habe ich noch 3-4h Skripte/Lehrbücher durchgearbeitet und Karten ergänzt.
Feierabend war meist zwischen 17:30 und 18:00 Uhr. Dann ging es ins Gym und um 22-23 Uhr bin ich meist ins Bett gegangen. Anfangs habe ich das von Montag bis Freitag gemacht und versucht samstags
eine Klausur auszuschreiben. Ab der Mitte der Vorbereitung habe ich die Klausur dann aber auf Montag gelegt und samstags meist nur bis zur Mittagspause gearbeitet.
Wie viele Übungsklausuren hast du geschrieben?
Round about 30-40. Mehr braucht es
meiner Ansicht nach auch nicht unbedingt.
Gibt es sonst noch Tipps, von denen du besonders profitiert hast und die du weitergeben möchtest?
Optimalen Schlaf priorisieren, unter neun Stunden ging bei mir nichts. Hört euch auch unbedingt den Huberman Lab Podcast an, da gibt’s konkrete Tipps z.B. dazu, wie man seinen Arbeitsplatz optimal einrichten sollte für maximale Aufmerksamkeit. Ebenso kann ich das Buch "Deep Work" von Cal Newport jedem ans Herz legen. Und die gemeinsame Entscheidung mit einem Freund, unsere Social Media Nutzung einzuschränken, hat gegen Ende der Vorbereitung auch nochmal geholfen, sich auf das Ziel zu fokussieren.
Gibt es umgekehrt etwas, von dem du unbedingt abraten würdest? Oder vielleicht irgendwelche Standard-Tipps, die für dich gar nicht funktioniert haben?
Von einem kommerziellen Repetitorium halte ich nicht viel. Nach meinem Empfinden geht ein Großteil der Leute dahin, um sich in Sicherheit zu wiegen und die Organisation jemand anderem zu überlassen. Ebenso halte ich persönlich nicht viel von der durchschnittlichen Vorlesung, da man m.E. die Zeit effektiver mit dem Selbstudium verbringen kann. Es gibt natürlich Ausnahmen.
Was war für dich das Schwierigste an der Examensvorbereitung?
Durchzuhalten und den selbstgesteckten Zeitplan einzuhalten, was ich praktisch nie geschafft habe. Deswegen habe ich auch so lange gebraucht.
Worauf kam es aus deiner Sicht im Examen letztlich besonders an?
Grundlagenwissen und Argumentationsfähigkeit.
Wenn du in der Zeit zurück zu deinem ersten Semester reisen könntest, welche Tipps würdest du deinem früheren Ich mitgeben?
Anki ab der ersten Stunde nutzen. Radikal das Paretoprinzip anwenden und sich auf die Grundlagen fokussieren. Nur die Vorlesungen besuchen die einen echten Mehrwert vermitteln. Ein Auslandssemester machen.
Was steht als nächstes an und wird Anki dabei auch eine Rolle spielen?
Ich habe im Oktober als Wissenschaftlicher Mitarbeiter angefangen und suche derzeit nach einem passenden Dissertationsthema. Anki wird mir in der ganzen Zeit helfen, das materielle Wissen bis zum Referendariat nicht zu vergessen!
Nils, herzlichen Dank für das Interview und
viel Erfolg bei der Dissertation!
👉 Tipp: Hier geht's weiter zu meinem letzten Interview mit Leonard. Für allgemeines Feedback zu den Basiskarten klick hier.
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C.Z (Samstag, 19 November 2022 12:29)
Herzlichen Glückwunsch zum überragenden Ergebnis! Fühle mich von dem klasse Interview sehr gut abgeholt. Wünsche dir auf dem Weg zur Dissertation viel Erfolg!
Hugo (Montag, 21 November 2022 16:24)
Glückwunsch zum Ergebnis!
Max (Montag, 21 November 2022 22:12)
Herzlichen Glückwunsch zu dem hervorragenden Ergebnis!
Nils (Mittwoch, 23 November 2022 11:59)
Danke euch für die lieben Worte!
Ferdinand (Samstag, 26 November 2022 09:35)
Auch von meiner Seite glückwünsch zum tollen Ergebnis!
Ich frage mich, wie du gegen Ende die Anzahl von 10.000 Karten wiederholt hast. Hast du 1-2 Monate vor dem Examen nochmal alle Karten als "vergessen" eingstellt oder hattest du da ein anderes Sytsem? Da bin ich nämlich selbst noch unsicher, wie ich da am besten vorgehen soll.
Nils (Samstag, 26 November 2022 21:39)
Hallo Ferdinand, erstmal danke!
Ich habe die Karten nach und nach erstellt und den Basiskarten hinzugefügt und immer dann wiederholt wenn sie angefallen sind. Ich habe keine "Bulemie" Wiederholungseinheit kurz vor dem Examen gemacht, das braucht es auch nicht wenn man regelmäßig Anki macht. Denn die Wiederholungsabstände berechnet Anki selbst. Ich habe Anki so vertraut, weil ich über 2 Jahre gesehen habe, das ich praktisch nichts vergessen habe und auf eine komplette Wiederholung aller Karten verzichtet.
Ferdinand (Montag, 28 November 2022 22:39)
An die Gefahr des "Bulemie-Lernens" habe ich noch gar nicht gedacht. Vielen Dank, dass du deine Erfahrung mit mir/uns geteilt hast!
Louis Winter (Montag, 12 Dezember 2022 23:04)
Danke für den Beitrag. Der Aufsatz von 2015 ist tatsächlich richtig stark und der erste, bei dem ich nicht beim Lesen über die Lerntipps mit den Augen rollen muss. Da hat sich oh Wunder ein Prof. tatsächlich mal mit der entsprechenden Literatur auseinandergesetzt und sie sehr gut zusammengefasst. Danke, wirklich toller Verweis, auch um Kommilitonen darauf hinzuweisen, da ich das Gefühl habe, dass viele Tipps aus der eigenen Juristenecke doch irgendwie besser annehmen als solche aus irgendwelchen englischssprachigen Journals, in denen auch noch Ketzerei à la ‘Zusammenfassungen schreiben ist relativ ineffektiv als Lernmethode’ steht, auch wenn sie inhaltlich die gleichen sind (active recall und spaced repetition = ❤️).
Zwei Fragen hätte ich noch:
Hast du jeden Lerntag eine Klausur gegliedert?
Warum würdest du dir gerade den Tipp des Auslandssemesters geben?
Louis (Dienstag, 13 Dezember 2022 17:47)
"Sonst habe ich nur Probeklausuren geschrieben und 1-2 mal die Woche eine Lösungsskizze für einen Fall gemacht."
Lesen hülfe ja manchmal doch
Nils (Mittwoch, 14 Dezember 2022 10:52)
Hy Louis,
deine erste Frage hat sich ja bereits erledigt :D
Zum Auslandssemester: Ich hätte gerne mein Studium ein wenig entzerrt und mich nicht nur auf das Examen fokussiert ab dem siebten Semester. Ein Auslandsaufenthalt ist m.E. ein guter Ausgleich und eine tolle Gelegenheit neue Erfahrungen zu sammeln. Später im Leben kommt man regelmäßig nicht mehr zu einer solchen Gelegenheit. Zwar plane ich einen LL.M., ein solcher ist jedoch sicher nicht so stressfrei wie ein Semester abroad.
Jonas (Samstag, 31 Dezember 2022 19:35)
Glückwunsch zu dem herausragenden Ergebnis!
1. Kannst du bestimmte Skripte besonders empfehlen?
2. Wie hast du entschieden, für welches Thema du noch extra Karteikarten schreibst? Ich neige extrem dazu, alles auf KK schreiben zu wollen, weil ich Angst habe, es im Examen nicht zu wissen. Z.B. habe ich schon bei StrafR AT viele KK zur Geltung des deutschen StrafR geschrieben, obwohl das im Examen wahrscheinlich eher nicht drankommen wird.
3. Hast du die Klausuren, die du gelöst hast, aus dem Klausurenkurs deiner Uni genommen oder aus Fallbüchern?
Nils (Montag, 02 Januar 2023 15:49)
Hallo Jonas,
1. Ich habe größtenteils die blauen Alpmann Schmidt Skripte genutzt. Die sind auch m.E. gerade im ZivilR ziemlich gut, wenn auch sehr detailliert. Für Nebengebiete in denen weniger Kenntnisse gefragt sind, habe ich dann vereinzelt mal auf kurze Lehrbücher/Skripte zurückgegriffen (z.B. im Fam-/ErbR Lange/Tischer). Für das StrafR kann ich die (Kurz-)Lehrbücher von Hilgendorf/Valerius empfehlen. Die sind nämlich eine Fortführung von den Lehrbüchern von Fritjof Haft, dem Begründer des "Normalfalldenken". Alpmann fande ich hier viel zu viel und unsystematisch. Im Öffentlichen Recht habe ich für Staatsorga mit dem Degenhart gearbeitet, da dieses abstrakte Rechtsgebiet m.E. in Skripten nirgends gut dargestellt wird. Sonst habe ich auch hier Alpmann genutzt.
2. Leider habe ich hier keinen perfekten Ratschlag für dich. Auch ich habe dazu geneigt zu viele Karten zu machen. Je weniger Zeit zum Examen blieb, desto mehr habe ich dann mich auf das wichtige konzentriert. Ich denke wenn man regelmäßig Klausuren/Fälle bearbeitet, bekommt man ein ganz gutes Gefühl für die Relevanz von Informationen. Was denke ich auch hilft, ist die Auswahl des Materials. Die Alpmann Skripte sind extrem detailliert und dadurch neigt man natürlich dazu, vieles als wichtig anzusehen. Vielleicht hilft es dir ja, bewusst Lehrbücher/Skripte zu nehmen, die kürzer sind und vielleicht konkreter auf das Examen zugeschnitten sind. So habe ich z.B. hier BGB AT aus der Reihe "Beck'sches Examinatorium" von Grigoleit/Herresthal stehen, wo jedem Themenabschnitt (z.B. Stellvertretung) ein kurzer theoretischer Teil von wenigen Seiten vorangestellt ist mit den Pareto mäßig wichtigsten Informationen und im Anschluss folgen große Examensfälle mit einigen "Klassikerproblemen".
3. Ich habe einmal die Woche eine fünfstündige Klausur über meine Uni gechrieben. Zuhause habe ich vor allem über den JuS Klausurenfinder Fälle gefunden. Meist habe ich auch darauf geachtet, dass es sich um eine Original Examensklausur gehandelt. Ich kann dir auch sehr das Buch "Die Examensklausur" ans Hertz legen, wo aus allen 3 Rechtsgebieten originale Klausuren bearbeitet werden. Ebenso fand ich im Staatsrecht den Klausurenkurs II von Degenhart super, da auch hier immer am Ende nach dem Fall kurze Theorie Einschübe kamen zum wiederholen.
Ich hoffe du bist jetzt nicht überrumpelt und kannst was mit den ganzen Infos anfangen :D
LG
Nils
Jonas (Dienstag, 03 Januar 2023 11:52)
Vielen lieben Dank. Damit kann ich auf jeden Fall etwas anfangen! ��
Lara (Donnerstag, 19 Januar 2023 22:20)
Mega Ergebnis – Chapeau Nils!
Aber 50 neue Karten pro Tag? Das klingt aber echt viel. Hast du an solchen Tagen dann nichts anderes gemacht außer die neuen Karteikarten zu lernen? Mir fällt es teilweise schwierig überhaupt 20-25 Karten am Tag zu lernen.
Hast du vielleicht Tipps wie man schneller voran kommt? Ich versuche bereits manche Kareikarten, die mir partout nicht in den Kopf wollen, leicht umzuschreiben.
Grüße
Lara
Marc (Freitag, 20 Januar 2023 12:51)
Hi Nils, herzlichen Glückwunsch zu diesem Traum-Ergebnis. Ich habe auch noch einige Fragen:
- Hast Du die Probeklausuren bzw. die Korrekturen in irgendeiner spezifischen Form nachgearbeitet? Hast Du eventuell sogar spezielle Methodiklehrbücher / Aufsätze zur Klausurbearbeitung und Argumentation gelesen, die Du empfehlen kannst?
- Du meintest ja, dass Du rund 10.000 Karten in Deiner Kartenverwaltung hattest. Wie viele Karten hast Du in den letzten Monaten vor dem Examen durchschnittlich circa wiederholt? Auch ich habe nämlich mittlerweile ungefähr dieselbe Anzahl an Karten in meiner Kartenverwaltung. Allerdings habe ich das Problem, dass ich aufgrund der hohen Anzahl der Karten oftmals 300-800 Karten pro Tag machen muss, was mir dann doch recht viel vorkommt. Daher die Frage, ob Du entweder den Wiederholungsrhytmus von Anki modifziert hast, oder bei der Abfrage der Karten ggf. bei sehr detaillierten Karten vielleicht eher "gut" als "schwer" eingegeben hast. Oder sollte ich eventuell hinterfragen, ob ich wirklich viele detaillierte Karten brauche bzw. hinterfragen, ob einige davon eher schlecht (bspw. im Hinblick auf minimum information principle).
- Wie bist Du mit den Sonntagen umgegangen? Du meintest, dass diese immer frei waren. Aufgrund des in der vorherigen Frage genannten Problems, bin ich montags manchmal nur mit Anki beschäftigt, was dann doch eher nervig ist. Aber ich schätze mal, dass sich ähnliche Probleme bei Dir in dieser Form nicht gestellt haben und Du montags schlichtweg alle fälligen Karten bearbeitet hast.
Würde mich sehr über eine Rückmeldung freuen.
Herzliche Grüße
Marc
Nils (Montag, 23 Januar 2023 11:11)
Hallo Lara,
die 50 neuen Karten habe ich lediglich Phasenweise in den letzten 6 Monaten vor dem Examen gemacht, als ich gemerkt habe ich hänge zu viel hinter her. Kann ich auch nicht empfehlen, da man dadurch sehr viele Karten in kurzer Zeit ansammelt. Mein täglicher Standard war zwischen 20-30 neuen Karten am Tag. Vielleicht hilft die der Kartenrechner von Thomas weiter, wo du ausrechnen kannst, wie viele Karten du täglich machen musst bis zu einem festgelegten Zeitpunkt (https://www.basiskarten.de/karten-rechner/).
Das lernen der neuen Karten hat bei mir nicht mehr als 20 Minuten in Anspruch genommen. Das lag auch teils daran, dass ich am Tag zuvor bereits den Teil im Lehrbuch gelesen habe. Aber selbst wenn ich die Karte noch nicht zu 100% verstanden habe beim ersten mal, am nächsten Tag ging es dann bereits.
Passe die Karten auf jeden Fall an, wenn du dann besser mit ihnen zurecht kommst!
LG
Nils
Nils (Montag, 23 Januar 2023 11:55)
Hy Marc,
1. ich habe meist die Klausurbesprechung mitgemacht, da ich mich sonst nicht noch einmal selbst mit der Klausur beschäftigt hätte. Somit habe ich im Wesentlichen auch nur materielles nachgearbeitet. Die Randanmerkungen waren nie so richtig hilfreich. Ich bin im Klausurenkurs auch nie über 7-8 Punkte im Schnitt gelandet. Zur Klausurenbearbeitung hat mir ein Professor das Buch "Die BGB-Klausur" von Uwe Diederichsen empfohlen, ich habe aber nur am Anfang drin geblättert und nicht ernsthaft drin gelesen. Mir fällt aber ein guter Aufsatz ein, der einem klar macht, was man mit der Klausurlösung erreichen will und für wen man diese schreibt: Broemel/Stadler, JURA 2014, 1209 (https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/jura-2014-0140/pdf).
2. Nach 2 Jahren Vorbereitung hatte ich meist 200-300 Karten an normalen Tagen und Montags zwischen 350-500. Ich habe aber auch in einer 25 Minuten Session 75 Karten (im ÖffR teils sogar 100) im Schnitt geschafft. Versuche die Karten richtig aber auch zügig zu beantworten. Ich habe dabei immer Brown Noise gehört, was mir sehr geholfen hat. Neuerdings "starre" ich auch bevor ich die Session beginne meinen Bildschirm an ("mental focus follows visual focus"), siehe dazu Andrew Huberman (https://hubermanlab.com/teach-and-learn-better-with-a-neuroplasticity-super-protocol/)
Und ganz wichtig: Ich musste Anki morgens als erstes machen. Später im Tag hatte ich einfach nicht mehr die kognitiven Kapazitäten dafür. Setzt die als Ziel, die Karten direkt als erstes zu machen in einer bestimmten Anzahl an Pomodoro Sessions ("Eat that frog"). Ich würde aufjedenfall auch hinterfragen, ob Karten die du erstellt hast wirklich nötig sind oder ob du hier nicht vielleicht zu detailliert geworden bist.
3. Sonntags war in 95% der Fälle frei. Die letzten 6 Wochen vor dem Examen habe ich aber anscheinend auch Sonntags Anki gemacht, sagt mir gerade meine Statistik (habe ich schon verdrängt gehabt :D). Ja, die Montage waren meist ziemlich voll mit Anki, und ich habe 2-3h dafür gebraucht. Das ist gerade aber kurz vor dem Examen (< 6 Monate bis zum Termin) normal. Einzig mögliche Abhilfe: Du machst auch Sonntags was, z.B. eine 25 Minuten Session. 1 ist besser als 0. Mach aber keinen normalen Arbeitstag draus.
LG
Nils
Henrik (Mittwoch, 15 Februar 2023 12:11)
Hi Nils, erstmal herzlichen Glückwunsch zu diesem hervorragenden Examen!
Ich bin auch mit fast keinerlei Grundlagenwissen in die Examensvorbereitung gestartet. Meine Vorbereitung läuft jetzt seit 1 Jahr und ich habe noch ein halbes Jahr Zeit bis zum Examen.
Meine Probeklausuren waren dank meines schlechten Wissensstandes zum Anfang noch sehr schlecht. Ich habe aber relativ schnell Fortschritte gemacht und habe immer mal wieder Klausuren dabei die auch zweistellig sind. Seit 2-3 Monaten sind die Noten allerdings wieder schlechter geworden obwohl ich ja jetzt eigentlich mehr Wissen haben sollte. Oft habe ich das Gefühl dass in der Probeklausur (Alpmann Schmidt) irgendwelche Spezialprobleme abgefragt werden die man sich, wenn man sie nicht kennt, auch nicht irgendwie herleiten kann.
Wie hast du dass erlebt? Hast du das Gefühl die Probeklausuren haben eine große Aussagekraft auf das zukünftige Ergebnis? Dreht sich das Examen (nach deiner Erfahrung) auch in jeder Klausur um fast nur ein Problem oder unterscheiden sich solche Examensklausuren sehr von denen des Klausurenkurses?
Ich hoffe die Fragen sind nicht zu unspezifisch, ich drehe nur langsam durch da die Klausurnoten wirklich frustrierend und sehr durchschnittlich sind obwohl ich meist ein gutes Gefühl habe :D
Nils (Freitag, 17 Februar 2023 11:24)
Hallo Hernrik,
ich habe selten Probeklausuren im zweistelligen Bereich geschrieben. Meistens war ich irgendwo zwischen 6-9 Punkten. Im Examen waren es dann (bis auf StrafR) deutlich besser (14, 13 etc.). Wichtiger ist es die Klausuren als Übung zu sehen. Solange du die Klausuren im mittleren Bereich bestehst und auch mal im höheren, ist alles super! Die Repetitoren haben ja auch den klassischen Spruch: Im Examen liegt man nochmal 2 Notenpunkte im Schnitt höher (mindestens).
Zu den Alpmann Klausuren: Die sind m.E. nicht "examensgetreu" sondern immer auf ein "Problem" zugesteuert. Auch an meiner Uni war der Klausurenkurs nicht wirklich examensgetreu, obwohl alte originale Klausuren genommen wurden. In meinem Examensklausuren kam es nie auf "das" eine Problem an (Sicherungsgrundschuld; AGG; GesellschaftsR Basics). Vielmehr war ein breites Wissen wichtig, welches aber nicht nur oberflächlich sich darauf beschränkt, wo die Vorschriften stehen. So muss man sich schonmal mit der Grundschuld und dem §1192 Ia beschäftigt haben um schnell den Durchblick in der Klausur zu haben.
Fazit: Schreib die Klausuren weiterhin mit! Gib aber nicht zu viel auf die Note. Schau gerne mal in das Buch "Die Examensklausur", wo sich aus allen drei Rechtsgebieten originale Fälle finden mit Hinweisen auch zu den Korrekturen.
Marc (Mittwoch, 22 Februar 2023 11:05)
Moin Nils, herzlichen Dank für Deine Antwort auf meine Frage. Tatsächlich habe ich brown noise sowie das Starren auf den Bildschirm bereits ausprobiert und jetzt in mein Lernen implementiert. Danke dafür :)
Tatsächlich hätte ich noch eine weitere Frage: wie lang dauert eine Pomodoro Einheit bei Dir? Und wie viele hast du am Tag so circa geschafft?
LG!