Es ist mir immer eine Freude, euch in den Interviews Leute vorzustellen, die mit den Basiskarten noch besser abgeschnitten haben als ich selbst. Leonard berichtet heute, wie er die Examensvorbereitung erlebt hat, und hat einige nützliche Tipps für euch auf Lager. Leonard, danke für's Mitmachen und herzlichen Glückwunsch zu dem großartigen Ergebnis!
Hallo, Leonard ! Wie ist es gelaufen?
Hi Thomas, es lief wirklich gut. Ich konnte mit der mündlichen Prüfung insgesamt 11,77 Punkte im staatlichen Teil erreichen und bin
damit natürlich sehr zufrieden.
In welchem Semester bist du ins Examen gegangen? Wie lang war deine Examensvorbereitung insgesamt?
Meine Examensvorbereitung habe ich im
8. Fachsemester begonnen (pünktlich zum ersten Lockdown) und dann im letzten Sommer nach ca. 15 Monaten Vorbereitung die schriftlichen Prüfungen absolviert.
Wie fandest du die Klausuren? Wie war dein Gefühl danach?
Es fällt mir schwer, dies allgemein zu beantworten, da die einzelnen Klausuren doch sehr unterschiedlich waren. Ich denke aber, dass ich bei fünf von sechs Klausuren zumindest wusste, dass ich die Klausur nicht total in den Sand gesetzt habe. Eine Klausur konnte ich überhaupt nicht einschätzen. Dass die Bewertungen dann alle ziemlich gut ausfielen, hätte ich nicht erwartet.
Wie hast du dich vorbereitet? Hast du ein Rep besucht? Mit welchen Mitteln hast du gelernt?
Ich habe ca. zehn Monate lang ein
kommerzielles Rep besucht und anschließend noch ca. fünf Monate an Veranstaltungen des Uni-Reps teilgenommen, in deren Bereiche ich noch deutliche Lücken hatte. Alles lief natürlich online, was ich
als große Herausforderung wahrgenommen habe. Daneben habe ich vor allem mit Anki gelernt (Basiskarten sowie eigene Karten) und viele Examensklausuren aus Zeitschriften oder aus den Archiven der
Universität skizziert. Ich habe auch sonst immer versucht, viele Fälle zu lösen. Außerdem habe ich auch gerne mit Freundinnen und Freunden gelernt oder Themen in Gruppen erarbeitet oder vorgestellt.
Wie bist du auf die Basiskarten aufmerksam geworden?
Ein Freund meines Mitbewohners hatte
mich kurz vor Beginn meiner Examensvorbereitung auf Anki aufmerksam gemacht. Da er gerade sein Examen sehr erfolgreich bestanden hatte, habe ich auf seinen Rat vertraut, etwas recherchiert und bin
dann auf die Basiskarten gestoßen.
Was unterscheidet die Basiskarten deiner Meinung nach von anderen Lernmitteln?
Das erste Alleinstellungsmerkmal ist die eingeschränkte Menge an Informationen auf jeder Karte. Dies stellt einen gewaltigen Unterschied zu Lehrbüchern oder ewig langen Lösungsskizzen dar, deren Inhalt man in dieser Fülle nur schwer oder jedenfalls nur zum Teil behalten kann.
Daneben stellt der Algorithmus von Anki für mich den größten Vorteil dar. Denn mit dessen Hilfe gelingt es, sich Dinge effektiv über einen langen
Zeitraum einzuprägen. Die Basiskarten sind genau auf Anki abgestimmt, sodass das Lernen mit dem Programm gut funktioniert.
Wie bist du mit neuen Stapeln umgegangen? Wie viele Karten hast du pro Tag neu gelernt?
Ich muss zugeben, dass ich in dieser
Hinsicht kein gutes Vorbild bin. Ich habe nämlich über den gesamten Zeitraum der Vorbereitung keine wirklich gute Routine in der Arbeit mit den Basiskarten gefunden. Ich denke, das maßgebliche
Problem war, dass ich zu spät angefangen habe, die neuen Stapel zu lernen. Anschließend hatte ich während meines Reps zum Teil zu wenig Zeit für die konsequente Wiederholung des Stoffes, sodass sich
teilweise einiges an fälligen Karten angehäuft hat. In Phasen, in denen ich etwas mehr Luft hatte, habe ich ca. 30-50 neue Karten (dabei habe ich Rechtsgebiete priorisiert, in denen ich noch keine
vertieften Kenntnisse hatte) und teilweise mehrere hundert fällige Karten pro Tag gelernt. Es gab aber auch Tage, an denen ich nur sehr wenige Karten schaffte, da ich z.B. zu viel fürs Rep machen
musste oder einfach mal einen schlechten Tag hatte.
Hast du irgendwelche besonderen Tipps zum Lernen der Basiskarten oder dem Umgang mit Anki?
Wenn es geht, solltet Ihr früh mit dem
Erlernen der neuen Stapel beginnen. Ergänzt daneben Dinge, die Euch wichtig erscheinen auf eigenen Karten - übertreibt es dabei aber nicht. Es kommt m.E. wirklich nicht darauf an, jedes Detail
auswendig zu kennen. Versucht zudem, so gut es geht, dran zu bleiben und die Arbeit mit Anki nicht zu vernachlässigen (macht es also besser als ich :D). Außerdem möchte ich für einen ehrlichen Umgang
mit sich selbst werben: Es kann sein, dass einem einzelne Karten nicht liegen oder nicht besonders weiterhelfen. Erkennt dies an und setzt solche Karten aus oder ändert sie ab.
Wie sah ein typischer Tag in der Examensvorbereitung für dich aus? Wie viele Tage hast du pro Woche
gearbeitet?
Ich habe in der Regel fünf Tage gelernt
und an einem Tag Klausur geschrieben. Ein Tag war meistens frei. Ich muss jedoch auch hier zugeben, dass ich diese Routine nicht immer einhalten konnte. Mal lief es nicht gut und dann habe ich doch
noch den freien Tag geopfert. Das würde ich aber nicht unbedingt empfehlen. Die einzelnen Lerntage begannen bei mir meistens irgendwann zwischen 08:30 Uhr und 09:30 Uhr mit dem Abarbeiten der
fälligen Karten bei Anki oder dem Nach- bzw. Vorbereiten des Reps. Nachmittags habe ich dies entweder fortgesetzt oder hatte Vorlesungen/Rep. Ansonsten habe ich Nachmittags vermehrt Fälle bearbeitet
und Lösungen skizziert. Samstags war bei mir nach den Klausuren meistens die Luft raus und ich habe das Wochenende genossen.
Wichtig finde ich es jedenfalls, anzuerkennen, wenn ein Lerntag einfach schlecht läuft und sich dies auch über Stunden nicht bessert. Dann sollte
man lieber frei machen und sich etwas Ruhe gönnen anstatt krampfhaft in der Bibliothek zu bleiben, ohne effektiv zu lernen.
Wie viele Übungsklausuren hast du geschrieben?
Ich denke, es waren ca. 40 bis 50
ausformulierte Klausuren.
Gibt es sonst noch Tipps, von denen du besonders profitiert hast und die du weitergeben möchtest?
Grundsätzlich halte ich es für sinnvoll, sich die notwendigen Grundlagen anzueignen. Das gilt sowohl inhaltlich als auch im Hinblick auf Klausurtechnik sowie Methodik. Ich tendiere teilweise auch dazu, mich etwas in Detailfragen zu verlieren, aber das ist letztlich keine sinnvoll investierte Zeit. Versucht lieber, die grundlegenden Prinzipien in jedem Rechtsgebiet zu beherrschen und Euch die Grundstruktur der relevanten Gesetze zu vergegenwärtigen. Daneben sollte man sich unbedingt damit auseinandersetzen, wie man Klausuren (Lesen des Sachverhaltes, Entwicklung der Lösung, Ausformulieren des Gutachtens) schreiben sollte. Das sollte offensichtlich sein, es machen aber wohl deutlich zu wenige Studierende. Macht Euch bewusst, wie Ihr schnell Probleme in Sachverhalten erkennen könnt und arbeitet diese konsequent ab. Man sollte sich auch klar machen, wann und wie man richtig den Gutachtenstil anwendet. Im Hinblick auf die äußeren Umstände des Lernens kann ich die konsequente Anwendung einer Pomodoro-App empfehlen. Das hat mir wirklich sehr geholfen. Daneben sollte sich das Handy im besten Falle nicht am Lernplatz befinden.
Gibt es umgekehrt etwas, von dem du unbedingt abraten würdest? Oder vielleicht irgendwelche Standard-Tipps, die für dich gar nicht funktioniert haben?
Wie ich bereits angedeutet habe, würde ich davon abraten, den Großteil der Vorbereitung mit dem Auswendiglernen von Details zu verbringen. Zudem würde ich ehrlich hinterfragen, ob der Besuch eines kommerziellen Reps erforderlich für Euch ist. Ich möchte überhaupt nicht allgemein behaupten, dass dies nicht hilfreich sein kann. Nach meiner Erfahrung wird der Besuch eines solchen Reps jedoch zu häufig als unerlässlich erachtet, obwohl dieser im Einzelfall nicht immer zwingend erforderlich sein muss. Die Logik "nur weil ich für etwas bezahle, werde ich auch ein gutes Examen schreiben" geht jedenfalls nicht auf. Ich persönlich fand die Zeit der Vorbereitung ohne parallel laufendes kommerzielles Rep jedenfalls deutlich ertragreicher. Das ist wie gesagt nicht verallgemeinerbar und hängt auch von der Qualität der universitären Angebote an.
Was war für dich das Schwierigste an der Examensvorbereitung?
Mir persönlich fiel es schwer, über einen so langen Zeitraum konsequent Routinen einzuhalten. Ich hatte immer wieder Phasen, in denen ich weniger geschafft habe, als ich mir vorgenommen hatte. Das ist natürlich auch psychisch belastend. Auch der Umgang mit dem allgemein gegenwärtigen Druck kann sehr herausfordernd sein. Das gehört leider für einen Großteil der Studierenden dazu. Daneben fiel mir das Lernen per Zoom/Teams teils sehr schwer, da ich mich zuhause im Lockdown leider oft nicht so gut konzentrieren konnte.
Worauf kam es aus deiner Sicht im Examen letztlich besonders an?
Zum einen auf das richtige Vorgehen in der Klausursituation (Probleme aus dem Sachverhalt herausarbeiten, eine Lösungsskizze im richtigen Umfang entwerfen). Zum anderen auf ein gutes Verständnis der Grundlagen: Dazu zählen das Verständnis der Gesetzessystematik, das Arbeiten mit dem Gesetz (vor allem die Anwendung der Auslegungsmethoden beim Entwickeln einer Lösung wurden bei mir oft honoriert), eine gute Struktur des Gutachtens (klare und nachvollziehbare Prüfungspunkte, Überschriften, einfache und prägnante Sprache, tragfähige Argumente). Daneben war aber auch die richtige mentale Einstellung wichtig für mich. Ich wusste, dass ich mir ohnehin schon genug Druck mache, also habe ich einige Monate vor dem Examen beschlossen, fortan zu versuchen, mich nicht mehr verrückt zu machen. Dazu habe ich mir u.a. Ziele gesetzt, von denen ich wusste, dass ich sie realistisch erreichen werde: Also lieber versuchen, sich in jeder Klausur das Bestehen oder die Note "befriedigend" als Ziel zu setzen (Ausbrüche nach oben wird es dann i.d.R. ohnehin geben), anstatt sich verrückt zu machen, indem man krampfhaft ein Prädikat in jeder Klausur anstrebt.
Wenn du in der Zeit zurück zu deinem ersten Semester reisen könntest, welche Tipps würdest du deinem früheren Ich mitgeben?
Ich würde noch früher anfangen, mit Anki zu arbeiten und hätte mir bereits vor der Examensvorbereitung die Zeit genommen, alle Stapel der Basiskarten ein Mal durchzugehen.
Was steht als nächstes an und wird Anki dabei auch eine Rolle spielen?
Zunächst noch das Schwerpunktstudium. Dabei wird Anki sicherlich auch nützlich sein.
Leonard, vielen Dank für das Interview!
👉 Tipp: Hier geht's weiter zu meinem letzten Interview mit Luisa. Für allgemeines Feedback zu den Basiskarten klick hier.
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Jonas (Mittwoch, 24 August 2022 10:19)
Es wäre noch interessant gewesen, zu wissen mit wie viel Vorwissen er ins Rep gestartet ist und ob er vor allem wiederholt hat oder auch noch einige Lücken hatte. Wahrscheinlich eher ersteres bei dem herausragenden Ergebnis �.
Leonard (Mittwoch, 31 August 2022 17:45)
Hallo Jonas, es ist natürlich etwas schwierig im Nachhinein genau zu rekonstruieren, über welches Wissen man vor zwei Jahren verfügt hat. Ich würde aber behaupten, dass ich in einigen Bereichen bereits ein solides Vorwissen aufgebaut hatte. Das lag vor allem daran, dass an meiner Uni in der ZP viele Klausuren geschrieben wurden und man daher jedenfalls in diesen Fächern fit sein musste. Dennoch hatte ich in einigen Nebengebieten (z.B. Familien- und Erbrecht, IPR, ZPO) sowie im Baurecht (da keine Klausur) und im Strafrecht (fehlendes Interesse) z.T. größere Lücken oder sogar gar keine Vorkenntnisse. Das ist natürlich nicht optimal, aber mit etwas Mühe kriegt man das auch während der Examensvorbereitung hin. Ich kenne niemanden (mich eingeschlossen), der*die im Rep nur noch oder überwiegend wiederholt hat. Natürlich ist das ein wichtiger Bestandteil der Vorbereitung, jedoch fehlt vielen Studierenden in der Realität einfach noch viel Wissen zu Beginn des Reps. Ich würde mich deshalb nicht verrückt machen. Denjenigen, die noch am Beginn ihres Studiums stehen, würde ich natürlich empfehlen, früh in allen Bereichen Grundkenntnisse (zB mit Anki) zu erwerben, da es später einfach extrem entlastet. Alle anderen kann ich aber mit dem Beschriebenen nur ermutigen, dass das Examen auch trotz Lücken in der Endphase des Studiums gut gemeistert werden kann, wenn man sich im Rep reinhängt. Viel Erfolg und liebe Grüße!
Thomas (Basiskarten Jura) (Freitag, 09 September 2022 19:45)
Jonas: Das ist auf jeden Fall eine interessante Frage, werde ich mir für zukünftige Interviews mal notieren.
Was mir dazu noch einfällt: Jemand, der sich dazu von sich aus geäußert hatte, ist Jannik, den ich letztes Jahr interviewt hatte: https://www.basiskarten.de/2021/05/10/wie-lief-s-im-examen-jannik/
Leonard: Danke für deine Antwort!